Ich liebe es im Zug zu reisen. Einfach unterwegs zu sein. Schon nicht mehr da, aber auch noch nicht angekommen, sondern irgendwo dazwischen. In meinen Kopfhörern klingt Musik und während ich aus dem Fenster schaue und die Landschaften an mir vorüber ziehen lasse, fühle ich mich frei und inspiriert. Oft schreibe ich dann Texte für meinen Newsletter oder mir fallen plötzlich unglaublich viele neue Ideen für kreative Projekte ein.
All diese Ideenfülle fühlt sich wunderbar an. Es ist, als ob mein Herz und mein Verstand sich austauschen und ich einfach nur wild sprudelnd fliessen darf. Welche Lebenssituation inspiriert Dich am meisten?
Die Freiheit des Reisens hat mich schon immer magisch angezogen. Sobald ich mein Abi in der Tasche hatte, war ich auch schon unterwegs in der Welt. Viele Orte und Menschen haben mich sehr berührt und inspiriert. Dabei fasziniert mich aber besonders, wie Menschen ihr kreatives Potential nutzen um ihr Leben gestalten und wie wir Vorhandenes nutzen, um etwas daraus entstehen zu lassen, was unserem Leben Sinn gibt. Die Ausdrucksvielfalt ist unbegrenzt, denn unsere Kreativität zeigt sich in allen Formen und Lebenslagen. Wir alle suchen nach kreativen Lösungen, um unser Leben so lebenswert wie möglich zu gestalten. Unsere Vorstellungskraft ist dabei unser wertvollstes Werkzeug.
Seit einiger Zeit biete ich handwerliche Kurse an, um sich selber ein Schmuckstück zu fertigen und oftmals erlebe ich Personen, die mir sagen, dass sie nicht kreativ sind. Auch in meinen Kursen für Schüler erlebe ich, dass Kinder noch bevor sie anfangen etwas auszuprobieren, zu mir sagen, dass ihre Kunstwerke immer schlecht werden.
Aber das hat nichts mit Kreativität zu tun, sondern vor allem mit dem Druck gefallen zu wollen und uns mit anderen zu vergleichen. Und dieser Druck blockiert unsere spielerische kreative Entdeckungsfreude. Seine eigenen kreativen Lösungen zu finden hat nichts mit einem Wettbewerb zu tun, sondern mit der Freude, die ich empfinde, während ich etwas ausprobiere, um meinen eigenen Ausdruck zu finden.
Kreative Blockaden kenne ich selbst ziemlich gut. Seit 8 Jahren pendel ich als freie Schmuckdesignerin zwischen Kolumbien und Deutschland hin und her. Unser Lebensmittelpunkt liegt als deutsch-kolumbianische Familie in Kolumbien, aber meine Arbeit in Deutschland. Obwohl ich das Unterwegssein immer als große Bereicherung erfahren habe, empfinde ich es in der letzten Zeit, zunehmend schwieriger, vieler meiner Ideen dadurch gut verwirklichen zu können. Anstatt zu schauen, welche Vorteile mir das bietet, blockiert mich der Glaube es machen zu müssen, wie andere und dabei festzustellen, dass ich nicht die gleichen Möglichkeiten habe, weil ich nicht immer vor Ort bin. Es ist einfach zu glauben, dass der "richtige" Weg, der ist, den auch schon viele vor mir beschritten haben und damit scheinbar Erfolg haben. Schwieriger ist es, etwas Eigenes nie Dagewesenes auf die Beine zu stellen, ohne sich an jemand anderem zu orientieren.
Es gibt vielerlei Wege sich von einer kreativen Blockade zu befreien und dein Leben wieder mit kreativem Flow zu füllen. Obwohl ich viele Ideen habe, fühlt es sich manchmal chaotisch und wirr an. Aber anstatt darüber dauerhaft in Verzweiflung zu geraten, habe ich mich für mich entdeckt, dass Schreiben hilft, den eigenen Prozess anzunehmen. Ich kann dabei Gedanken und Ideen besser ordnen und mich wieder mehr auf das Positive fokussieren und mir meiner eigenen Vorteile und Werte bewusster werden.
Dazu gehört definitiv auch ein Socialmediadetox, denn um etwas eigenes zu schaffen, hilft es nicht ständig vor Augen zu haben, was andere tun. Das geht mir schon seit geraumer Zeit so und ich erlebe die gängigen Marketingstandarts, als nicht mehr kompatibel mit meiner eigenen Art und Weise. Wenn etwas nicht mehr passt, ist es Zeit, sich auf die Suche nach etwas anderem zu machen.
Anne
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